Starke Zunahme antisemitischer Vorfälle
Datum: 18.10.2023
Kategorie: Publikation
Insgesamt 202 antisemitische Vorfälle im Deutschland hat der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) zwischen dem 7. und dem 15. Oktober dokumentiert. Das ist ein Zuwachs von 240 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Alle RIAS-Meldestellen in Deutschland verzeichnen seit dem Angriff der Hamas auf Israel ein stark erhöhtes Meldeaufkommen.
Der Verband hat dazu den Bericht „Antisemitische Reaktionen in Deutschland auf die Hamas-Massaker in Israel“ veröffentlicht. Er beinhaltet auch Erkenntnisse von RIAS Bayern zu antisemitischen Vorfällen im Freistaat.
Israelbezogener Antisemitismus
91 Prozent der dokumentierten Vorfälle sind israelbezogener Antisemitismus. Dabei wurde Israel die Schuld an den Massakern gegeben, antisemitischer Terror legitimiert und der Staat dämonisiert und delegitimiert. Dies wurde bundesweit bei israelfeindlichen Versammlungen beobachtet.
Störung von Solidaritätskundgebungen
Der Bundesverband RIAS dokumentierte im Auswertungszeitraum 21 Vorfälle, bei denen Kundgebungen und Schweigeminuten gestört wurden. Neben Rufen und Beleidigungen kam es auch zu einer Bedrohung und sechs Angriffen.
Antisemitische Markierungen an Wohnungen
Im Auswertungszeitraum erfassten RIAS-Meldestellen fünfzehn antisemitische Vorfälle im Wohnumfeld von Betroffenen. Wohnhäuser wurden zum Beispiel mit Davidsternen beschmiert. RIAS-Meldestellen in Berlin und Nordrhein-Westfalen sind zehn solcher Schmierereien bekannt geworden. Bei drei Vorfällen ist bekannt, dass in den Wohnungen Jüdinnen und Juden leben.
Über RIAS
Der Bundesverband RIAS ist der Dachverband der RIAS-Meldestellen. Er verfolgt das Ziel einer einheitlichen Dokumentation antisemitischer Vorfälle auf Grundlage der IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus. Die RIAS-Meldestellen erfassen bundesweit antisemitische Vorfälle und vermitteln Unterstützung an Betroffene. In den Bericht flossen Vorfälle aus dem ganzen Bundesgebiet und von Meldestellen in elf Bundesländern ein.