Jung, männlich, rechts?

Datum: 23.05.2024

Kategorie: News

Die Mitglieder des Landesweiten Beratungsgremiums haben sich in Nürnberg getroffen – und sich über ein aktuelles Schwerpunktthema ausgetauscht

Die AfD schneidet bei männlichen jungen Menschen doppelt so stark ab wie bei weiblichen. Zu diesem Ergebnis kommt die kürzlich veröffentlichte und kontrovers diskutierte Jungendstudie 2024. Vor dem Hintergrund eines mutmaßlichen „Rechtsrucks“ war der Schwerpunkt für das von der LKS organisierte Landesweite Beratungsgremium passend gewählt: Die Teilnehmenden tauschten sich Anfang Mai über „Männlichkeitsvorstellungen im Kontext von Radikalisierung“ aus.

Nach einer kurzen Hinführung zum Thema hielt die Soziologin Melanie Hermann einen Vortrag über die Verschränkung von patriarchaler Männlichkeit, Misogynie und Gewalt. Die Expertin für Antifeminismus, Antisemitismus und Verschwörungsideologien promoviert gerade über das Verhältnis von Antisemitismus und Antifeminismus im Rechtsterrorismus und gab Einblicke in ihre Forschungsarbeit.

Männlichkeit, Misogynie, Vernichtungssehnsucht

Hermann analysierte, dass sich patriarchale Männlichkeit, Misogynie und Gewalt bis hin zur Vernichtungssehnsucht in diversen Phänomenen finden: häuslicher Gewalt, religiösem Fundamentalismus, extrem rechter Politik oder Terrorismus. Die Täter seien überwiegend Männer, die sich gekränkt, bedrängt oder bedroht fühlten. Sie stilisierten sich als Opfer einer Moderne, die ihnen ihren vermeintlich rechtmäßigen Platz in Familie und Gesellschaft streitig machen wolle.

Die Täter wehrten sich durch ihr Verhalten gegen emanzipatorische Prozesse, weil sie Angst um ihre hegemoniale Stellung hätten. Sie wehrten sich damit aber auch gegen innere Konflikte: Was nicht männlich konnotiert ist, wehren sie ab, indem sie es nach außen projizieren. Kränkungen und Ängste vermeiden oder kompensieren sie ebenfalls durch diese Auslagerung.

Das weibliche Gegenüber werde so zur Projektionsfläche eigener Ängste und abgespaltener Anteile. Es werde Empfänger der Aggression, die der Mann dadurch nicht gegen sich selbst richten muss. Alles, was männliche Dominanz und Autonomie kränkt, werde zur existenziellen Bedrohung stilisiert.

Einblicke in die Antidiskriminierungsberatung

Außerdem erhielten die Teilnehmenden einen Überblick über das Netzwerk von Antidiskriminierungsberatungen, das es seit kurzem in Bayern gibt. Die einzelnen Fachstellen unterstützen Betroffene nicht nur bei Diskriminierungen nach den im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) festgelegten Merkmalen, sondern auch darüber hinaus unabhängig, parteiisch und kostenlos.

Der bayerische Verbund besteht aus den folgenden regional oder communitybasierten Anlaufstellen:

Zusätzlich dazu gibt es ein Netz an Beratungsstellen mit kommunaler Zuständigkeit bzw. in kommunaler Trägerschaft.

Über das Landesweite Beratungsgremium

Mit dem Landesweiten Beratungsgremium schafft die LKS eine Plattform, über die sich staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure aus ganz Bayern vernetzen und austauschen können. Zu den Mitgliedern zählen unter anderem die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern, die Familien-, Umfeld- und Elternberatung zu Rechtsextremismus (F.U.E.R.), die Betroffenenberatung B.U.D., die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien (BLM), das bayerische Kultus- und das bayerische Sozialministerium oder das Bayerische Bündnis für Toleranz. Das Gremium gibt es seit 2008. Die Mitglieder treffen sich zweimal jährlich.

Der Saal, in dem sich das Landesweite Beratungsgremium in Nürnberg getroffen hat.

© Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsextremismus (LKS)

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