Gender als Affektbrücke und Arena. Rechtspopulistische Muster der Vergeschlechtlichung und intersektionale feministische Reaktionen

Art: Online

Datum: 21.01.2021

Uhrzeit: 18.00 Uhr

Veranstalter: Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung

Ort: online,

Studien zu Rechtspopulismus sind inzwischen etabliert und vielfältig. Eine systematische Betrachtung der Verflechtungen von Rechtspopulismus und Geschlecht steht jedoch noch aus, obwohl Gender-Aspekte in rechten Diskursen allgegenwärtig sind: etwa in Form der Auslagerung/Projektion von Sexismus und Homophobie auf migrantische (oft: muslimische) Andere (sog. “Ethnosexismus”), maskulinistische “Affektgemeinschaften” im Internet, oder den verstärkten Allianzen zwischen religiösen und politischen Akteur*innen gegen eine vermeintliche “Gender-Ideologie” (aka als “Anti-Genderismus”), die Papst Franziskus jüngst als “ideologische Kolonisierung” bezeichnet hat.

Ein grünes Plakat der Veranstaltung, auf dem in einer eckigen Sprechblase der Titel der Veranstaltung steht: Gender als Affektbrücke und Arena. Rechtspopulistische Muster der Vergeschlechtlichung und intersektionale feministische Reaktionen

Der Vortrag geht deshalb von der Annahme aus, dass die Intersektionalität von Gender, Race, und Klasse für radikale rechte Diskurse konstitutiv ist. Immer häufiger kombinieren rechte Diskurse ein vordergründiges “Emanzipationsparadigma” – etwa die Verteidigung von Frauen- oder LGBTQ-Rechten – mit einem Retraditionalisierungsparadigma. Deshalb reicht die Verengung auf einen bloßen konservativen “Backlash” nicht länger aus, um diese komplex gewordenen Dynamiken zu beschreiben, zu analysieren und erfolgreich widerlegen zu können.
Vor diesem Hintergrund diskutiert der Vortrag paradigmatische “Muster der Vergeschlechtlichung” in rechtspopulistischen Diskursen, in denen Geschlecht als Arena, als Meta-Sprache und “Affektbrücke” (Dietze) fungiert. Der Vortrag zeichnet nach, wie über solche Muster politische Ziele geordnet und in den öffentlichen Diskurs katapultiert werden, um “legitime politische Gefühle” und “affektive Communities” (Sauer) zu bilden.

Gleichzeitig zu diesen weltweiten Anfechtungen von Frauen- und Geschlechterrechten sind gegenwärtig vielerorts erstarkenden intersektional-feministische Proteste zu beobachten, beispielsweise in Brasilien, Polen und den USA. Der Vortrag beleuchtet daher in einem zweiten Schritt intersektional-feministische Bewegungen als sichtbarste Gegenbewegungen in Hinblick auf ihr hegemoniekritisches Potenzial..

Moderation:
Susanne Lettow, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung und Privatdozentin am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin.

Vortrag mit anschließender Publikumsdiskussion
Anmeldung zum Cisco Webex Meeting

Julia Roth
ist Professorin für American Studies mit einem Fokus auf Gender Studies und InterAmerican Studies an der Universität Bielefeld. Zuvor arbeitete sie dort mit ihrem Postdoc-Projekt „The Americas as Space of Entanglements“, sowie im interdisziplinären Netzwerk „desiguALdades.net – Interdependent Inequalities in Latin America“ an der Freien Universität Berlin. Als Dozentin unterrichtete sie zudem an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Potsdam und der Universidad de Guadalajara, Mexiko. Ihre Forschungsschwerpunkte adressieren Themen der postkolonialen, dekolonialen und Gender Perspektiven, mit einem Fokus auf Intersektionalität und Globale Ungleichheiten, Rechtspopulismus und Gender, Gender und Staatsbürger*innenschaft sowie anti-rassistisch feministisches Wissen der Karibik und der Amerikas. Neben ihrer akademischen Forschung organisiert und kuratiert sie Kulturpolitische Veranstaltungen, wie zuletzt das Theater-Festival „Women/Images of the Americas in Movement“ in Berlin (2010), sowie am Gorki Theater Berlin die Reihen „BE.BOP – Black Europe Body Politics“ mit Alanna Lockward (2014) und „De-Heimatize Belonging“ (2016).

Aktuelle Veröffentlichungen: 
Roth, Julia: ¿Puede el feminismo vencer al populismo? Avances populistas de derecha y contestaciones interseccionales en las Américas. Ensayos InterAmericanos. Vol 4. Bielefeld: kipu-Verlag; 2020.

Roth, Julia: "Intersectionality Strikes Back: Right-WIng Patterns of En-Gendering and Feminist Contestations in the Americas". In: Dietze G, Roth J, eds.: Right-Wing Populism and Gender: European Perspectives and Beyond . Gender Studies. Bielefeld: Transcript; 2020: 251-271.

 

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