Alltagsrassismus – Schubladen und Nadelstiche

Art: Online Seminar

Datum: 10.09.2020

Uhrzeit: 18.30 Uhr

Veranstalter: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration

Ort: digital

Die postmigrantische Gesellschaft zeichnet sich durch eine vielfältige Bevölkerung aus. Doch die Gegenwart verschiedener Lebensrealitäten bedeutet nicht, dass Ressourcen und Zugangschancen gleich verteilt sind. Mitbürger*innen, die - teilweise seit mehreren Generationen - selbstverständlich hier leben und Teil der Gesellschaft sind, sehen sich tagtäglich mit Vorurteilen und Anfeindungen konfrontiert. Durch ein äußerliches oder vermeintlich kulturelles Merkmal werden ihnen Verhaltensweisen und Eigenschaften unterstellt – sie werden in Schubladen gesteckt. Diese Vorurteile schlagen sich in unserer Sprache und in Handlungsweisen nieder, die für von Rassismus betroffene Menschen verletzend sind und konkrete negative Konsequenzen und Nachteile mit sich bringen können.

Vielen Mitgliedern der sogenannten „Mehrheitsgesellschaft“ ist nicht bewusst, dass Rassismus den Alltag vieler in Hessen lebender Menschen prägt. Denn selbst Kommentare, die häufg als Kompliment oder Neugierde daherkommen, können ausgrenzen. „Woher kommst du wirklich?“ Durch Fragen wie diese wird die Zugehörigkeit des Gegenübers in Frage gestellt. Wenn man solche Fragen regelmäßig hört, wird aus den vielen kleinen Nadelstichen irgendwann eine chronische Wunde. Und es bleibt nicht bei individuellen Erfahrungen.

Es geht um Wohnungen, die nicht an Menschen mit Migrationshintergrund vermietet werden, da „die immer so viel Besuch haben“. Um Vorstellungsgespräche, zu denen Menschen mit außergewöhnlich klingenden Namen trotz gleicher Qualifkation nicht eingeladen werden. Und um Kinder, die keine Gymnasialempfehlung erhalten, da sie „nicht ausreichend familiäre Unterstützung für diesen Bildungsweg haben”. Diese Erlebnisse werden sowohl von Betroffenen als auch von dem Rest der Gesellschaft verinnerlicht, Vorurteile dadurch manifestiert und reproduziert. So wird Teilhabe erschwert oder gar unmöglich gemacht.

Im vergangenen Jahr hat das Hessische Ministerium für Soziales und Integration mit vier zivilgesellschaftlichen Integrationsvertragspartnern, die Veranstaltung „Bembel und Baklava - Zugehörigkeit in der postmigrantischen Gesellschaft“ durchgeführt. Diese erste auf überwältigende Resonanz stoßende Netzwerkveranstaltung bot die Möglichkeit für einen Austausch zu einer Bandbreite an Themen, die das Zusammenleben und Teilhabechancen in der Migrationsgesellschaft betreffen. An diesen Auftakt möchten wir anknüpfen und weitere Impulse für die öffentliche Debatte setzen.

Diesmal sprechen wir im Rahmen einer digitalen Abendveranstaltung über Erscheinungsformen von rassistischen Denk- und Handlungsweisen. Wir nähern uns dem Thema aus verschiedenen Perspektiven und ergründen, wie sich Rassismus im Alltag äußert, warum er alle etwas angeht und welchen Beitrag jeder Mensch leisten muss, um alle Mitglieder einer vielfältigen Gesellschaft als gleichwertig anzuerkennen.

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